Ein Buchhalter schreibt seiner Mutter Heute erhielt ich die Wäsche, du Gute. Und unter Brüdern, es wurde Zeit. Der Postbote kam in letzter Minute. Was sagst du, mir sind die Kragen zu weit. Kein Wunder, fortwährend die Sache mit Hilde. Ich heirate nicht bei diesem Gehalt. Ich hab’s ihr erklärt. Und nun ist sie im Bilde. Sie wartet nicht länger, sonst wird sie zu alt. Du schreibst, daß ich deine Briefe nicht läse und du nur noch Postkarten schicken wirst. Du schreibst, daß du denkst, daß ich dich vergäße. Wie du dich irrst... Wie gern ich dir öfter und gründlicher schriebe und nicht bloß den ewigen Wochenbericht! Ich dachte, du wüßtest, daß ich dich liebe. Im letzten Briefe, da weißt du es nicht. Da sitz ich nun ständig und rechne und buche fünfstellige Zahlen und werde kaum satt. Ob ich mir vielleicht mal was anderes suche? Am besten, in einer anderen Stadt? Ich bin doch nicht dumm, doch ich komm nicht vom Flecke. Ich lebe, aber man merkt es nicht sehr. Ich lebe auf einer Nebenstrecke. Das ist nicht nur traurig. Es fällt auch schwer. Du schreibst, daß am Sonntag die Breslauer kommen. Wie ist das denn übrigens, hast du dir, ich bat dich darum, eine Waschfrau genommen? Und wenn sie kommen, dann grüße von mir. Und schick zum Geburtstag nicht wieder Geschenke! Du sparst es dir ab. Denn ich kenne das schon. Und schreib ich zu wenig, so glaub mir, ich denke fast immer an dich. Viele Grüße. Dein Sohn